Zu 150 Jahren Pariser Kommune
„Himmelstürmer von Paris“ nannte Marx in einem Brief an seinen Freund und Genossen Louis Kugelmann vom 12. April 1871 die Pariser Kommunarden. Am 18. März 1871, nach der Niederlage des Zweiten Kaiserreichs unter Napoleon III im Deutsch-Französischen Krieg und der Ausrufung der Dritten Republik, erhob sich die hauptsächlich aus Arbeiter:innen bestehende Pariser Nationalgarde gegen die von bürgerlichen Kräften getragene Zentralregierung.
Unter ihrem militärischen Schutz bildete sich die „Pariser Kommune“, die sich sowohl im Gegensatz zum im Absolutismus wurzelnden Zentralstaat, als auch zum bürgerlichen Parlamentarismus sah und durch soziale Reformen das Los der unteren Klassen bessern wollte.
Marx charakterisierte die Kommune als „eine Regierung der Arbeiterklasse, das Resultat des Kampfs der hervorbringenden gegen die aneignende Klasse, die endlich entdeckte politische Form, unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen konnte“. Denn „statt einmal in drei oder sechs Jahren zu entscheiden, welches Mitglied der herrschenden Klasse das Volk im Parlament ver- und zertreten soll, sollte das allgemeine Stimmrecht dem in Kommunen konstituierten Volk dienen“, sollten die unterdrückten und ausgebeuteten Klassen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Er benannte auch den Widerstand, den die herrschende Klassen in Frankreich im Bündnis mit jenen deutschen Monarchen, die eben noch ihre Feinde waren, diesem „Experiment“ entgegensetzten:
„Als die Pariser Kommune die Leitung der Revolution in ihre eigne Hand nahm; als einfache Arbeiter zum erstenmal es wagten, das Regierungsprivilegium ihrer natürlichen Obern, der Besitzenden, anzutasten, und, unter Umständen von beispielloser Schwierigkeit, ihre Arbeit bescheiden, gewissenhaft und wirksam verrichteten (…), da wand sich die alte Welt in Wutkrämpfen beim Anblick der roten Fahne, die, das Symbol der Republik der Arbeit, über dem Stadthause wehte.“
Und es blieb nicht nur bei „Wutkrämpfen“. Wenn auch von den Kommunarden unbestreitbar Grausamkeiten begangen wurden, waren dies jedoch nur Einzelfälle im Vergleich zu dem Blutbad, das Regierungstruppen unter den Kommunarden und der Pariser Bevölkerung im Mai 1871 bei der „Zurückeroberung“ der Stadt anrichteten:
„Die Zivilisation und Gerechtigkeit der Bourgeoisordnung tritt hervor in ihrem wahren, gewitterschwangern Licht, sobald die Sklaven in dieser Ordnung sich gegen ihre Herren empören. Dann stellt sich diese Zivilisation und Gerechtigkeit dar als unverhüllte Wildheit und gesetzlose Rache. (…) Eine ruhmvolle Zivilisation in der Tat, deren Lebensfrage darin besteht: wie die Haufen von Leichen loswerden, die sie mordete, nachdem der Kampf vorüber war!“
Für Marx stand dennoch fest, dass „das Paris der Arbeiter, mit seiner Kommune, ewig gefeiert werden (wird) als der ruhmvolle Vorbote einer neuen Gesellschaft. Seine Märtyrer sind eingeschreint in dem großen Herzen der Arbeiterklasse.“
(Vgl. Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation, bit.ly/3bApcJE)